25. / 26. Januar 2021
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VIRGINIA WOOLF
(1882-1941)
139. Geburtstag
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Russland:
Landesweite Proteste
für die Freilassung
Alexej Nawalnys
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"WIR SIND DIE MACHT!"
Protest als Politik
DEKODER.ORG
24. Januar 2021
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Hallo Interessierte!
Mehr als zweieinhalb Jahre
forschte ich in Archiven und
Bibliotheken für ein schwie-
riges Buchprojekt.
Die Textarbeit ist ein
kompliziertes Puzzle aus
Dokumenten, Erinnerungen
und Interviews nach 54 Jahren
Theater - Film - und Medienarbeit.
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Peter Krüger
Biografisches
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THEATERARBEIT AUS DER
ERINNERUNG
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BERLIN
Invalidenfriedhof 1990
im Bereich der Mauer
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Zum zweiten Male, nach 1979
auf der Wilhelmsburg im
thüringischen Schmalkalden,
mit einer Verbots - Aktion
der Staatssicherheit,
näherten wir uns im Sommer
1990 auf dem geschundenen
Berliner Invalidenfriedhof
in der Scharnhorststrasse
den Hyperion - Texten
von Friedrich Hölderlin.
Über die Gräberfelder
war das barbarische
DDR - Grenzregime
gebaut worden.
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"Barbaren von Alters her, durch Fleiss
und Wissenschaft und selbst durch
Religion barbarischer geworden,
…das waren meine Tröster."
"Es ist ein hartes Wort und dennoch sag’
ichs, weil es Wahrheit ist: ich kann kein
Volk mir denken, das zerrissner wäre, wie
die Deutschen. Handwerker siehst du,
aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen – ist das nicht, wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen, indessen das vergossne Lebensblut im Sande zerrinnt?…"
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"...Es ist auf Erden alles unvollkommen,
ist das alte Lied der Deutschen. Wenn
doch einmal diesen Gottverlaßnen einer
sagte, daß bei ihnen nur so unvollkom -
men alles ist, weil sie nichts Reines unverdorben, nichts Heiliges unbetastet
lassen mit den plumpen Händen, daß bei
ihnen nichts gedeiht, weil sie die Wurzel
des Gedeihns, die göttliche Natur nicht
achten, daß bei ihnen eigentlich das
Leben schal und sorgenschwer und
übervoll von kalter stummer Zwietracht
ist, weil sie den Genius verschmähn, der
Kraft und Adel in ein menschlich Tun,
und Heiterkeit ins Leiden und Lieb und Brüderschaft den Städten und den
Häusern bringt..."
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"Und darum fürchten sie auch den Tod so
sehr, und leiden, um des Austernlebens
willen, alle Schmach, weil Höheres sie
nicht kennen, als ihr Machwerk, das
sie sich gestoppelt..."
Friedrich Hölderlin
HYPERION
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Cornelia Heyse - DIOTIMA
Mathis Schrader - HYPERION
Peter Krüger - REGIE
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Wir spielten im August 1990
acht Vorstellungen auf dem
Berliner Invalidenfriedhof
und drehten einen Film:
HYPERION - FRAGMENTE
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An die Liebe
Froh der süßen Augenweide
Wallen wir auf grüner Flur;
Unser Priestertum ist Freude,
Unser Tempel die Natur; –
Heute soll kein Auge trübe,
Sorge nicht hienieden sein!
Jedes Wesen soll der Liebe,
Frei und froh, wie wir, sich freun!
Höhnt im Stolze, Schwestern, Brüder!
Höhnt der scheuen Knechte Tand!
Jubelt kühn das Lied der Lieder,
Festgeschlungen Hand in Hand!
Steigt hinauf am Rebenhügel,
Blickt hinab ins weite Tal!
Überall der Liebe Flügel,
Hold und herrlich überall!
Liebe bringt zu jungen Rosen
Morgentau von hoher Luft,
Lehrt die warmen Lüfte kosen
In der Maienblume Duft;
Um die Orione leitet
Sie die treuen Erden her,
Folgsam ihrem Winke, gleitet
Jeder Strom ins weite Meer;
An die wilden Berge reihet
Sie die sanften Täler an,
Die entbrannte Sonn erfreuet
Sie im stillen Ozean;
Siehe! mit der Erde gattet
Sich des Himmels heilge Lust,
Von den Wettern überschattet
Bebt entzückt der Mutter Brust.
Liebe wallt durch Ozeane,
Höhnt der dürren Wüste Sand,
Blutet an der Siegesfahne
Jauchzend für das Vaterland;
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert Paradiese hin –
Lächelnd kehrt die Unschuld wieder,
Göttlichere Lenze blühn.
Mächtig durch die Liebe, winden
Von der Fessel wir uns los
Und die trunknen Geister schwinden
Zu den Sternen, frei und groß!
Unter Schwur und Kuß vergessen
Wir die träge Flut der Zeit,
Und die Seele naht vermessen
Deiner Lust, Unendlichkeit!
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"Zu lang schon treten die Sterblichen
sich gern auf's Haupt und zanken
um Herrschaft sich, den Nachbarn
fürchtend, und es holt auf eigenem
Boden der Mann nicht Segen."
Friedrich Hölderlin
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Zareta Gandaloeva und Selim Zuzov
sangen eine eigene Komposition
mit Bertolt Brechts Gedicht
DIE LIEBENDEN
ZEITSPRUNG 2012
Deutsche Tage
in Inguschetien
Tage mit Bertolt Brecht
10. bis 17. September 2012
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"Wer die Wahrheit nicht weiß,
der ist bloß ein Dummkopf.
Aber wer sie weiß und sie
eine Lüge nennt, der ist
ein Verbrecher."
Bertolt Brecht
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Die Ausstellungseröffnung war in
Karabulak mit dem Brechtabend
AN DIE NACHGEBORENEN
unter meiner Leitung
gespielt von Akteuren des
Dramatischen Theaters
in Inguschetien.
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Bertolt Brecht
BALLADE VON DER
UNZULÄNGLICHKEIT
MENSCHLICHEN PLANENS
Der Mensch lebt durch den Kopf.
Sein Kopf reicht ihm nicht aus.
Versuch es nur, von deinem Kopf
Lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlau genug.
Niemals merkt er eben
Diesen Lug und Trug.
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.
Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht anspruchslos genug.
Drum ist all sein Streben
Nur ein Selbstbetrug.
Der Mensch ist gar nicht gut
Drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihm auf dem Hut gehaun
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug
Darum haut ihm eben
Ruhig auf den Hut!
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Über die Bezeichnung
Emigranten (1937)
Immer fand ich den Namen falsch,
den man uns gab:
Emigranten.
Das heißt doch Auswandrer. Aber wir
Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss
Wählend ein andres Land. Wanderten
wir doch auch nicht
Ein in ein Land, dort zu bleiben,
womöglich für
immer
Sondern wir flohen. Vertriebene
sind wir, Verbannte.
Und kein Heim, ein Exil soll
das Land sein, das uns da
aufnahm
Unruhig sitzen wir so, möglichst
nahe den Grenzen
Wartend des Tags der Rückkehr,
jede kleinste Veränderung
Jenseits der Grenze beobachtend,
jeden Ankömmling
Eifrig befragend, nichts vergessend
und nichts aufgebend
Und auch verzeihend nichts, was
geschah, nichts verzeihend.
Ach, die Stille der Sunde täuscht
uns nicht! Wir hören die
Schreie
Aus ihren Lagern bis hierher.
Sind wir doch selber
Fast wie Gerüchte von Untaten,
die da entkamen
Über die Grenzen. Jeder von uns
Der mit zerrissenen Schuhn durch
die Menge
geht
Zeugt von der Schande, die jetzt
unser Land befleckt.
Aber keiner von uns
Wird hier bleiben.
Das letzte Wort Ist noch
nicht gesprochen.
Bertolt Brecht
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ZEITSPRUNG 2018
19. September 2018
Bibliothek der Universität in Magas,
Hauptstadt der Republik Inguschetien.
Eröffnung der Ausstellung
Bertolt Brecht
An die Nachgeborenen
Poster, Programmhefte, Bücher, Fotos
über die Arbeit des Berliner Ensembles
1949 – 1990.
Die Schau basiert auf Karl-Heinz Dreschers Tätigkeit.Er war 37 Jahre Grafiker und
Chef der Werbung für das
Berliner Ensemble.
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Auf den zwei Fotos unten im Foyer
der Universität von Magas.
Eröffnungstag der Ausstellung.
Poster, Programmhefte,
Bücher, Fotos u.v.a.
über die Biografie des
deutschen Dichters
BERTOLT BRECHT.
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Lolita Gagieva
fotografierte die Ausstellung.
Über Lolita erfahren Sie mehr
auf der Seite Kaukasusarchiv Eins
links oben.
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Während der Ausstellungs -
Eröffnung meldete ich mich
über SKYPE aus Bertolt Brechts
letzter Wohnung in der Berliner
Chausseestraße 125.
Ich zeigte den Besuchern
in Magas die Wohnräume,
das Haus von aussen und
auf dem benachbarten
Friedhof die Gräber der
Brecht-Familie, von seinen
Geliebten und Mitarbeitern.
Madina Chadzieva übersetzte
unsere Brecht - Exkursion.
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Auf den zwei Foto sehen Sie
LOLITA GAGIEVA,
sowie WACHA CHADZIEV.
Der Schauspieler berichtete
während der Ausstellungs-
Eröffmumg von unserer
gemeinsamen Theaterarbeit.
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UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK
in Magas / Inguschetien
2018 im November:
Madina Chadzieva und Adam Malsagov sichten ein
Spenden - Buchpaket
aus dem Bertolt - Brecht - Archiv
der Akademie der Künste in Berlin.
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UNIVERSITÄTS-BIBLIOTHEK
in Magas / Inguschetien
Die Buchspenden aus dem
Berliner Bertolt - Brecht - Archiv
stehen den Lesern zur Verfügung.
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Aischylos / Goethe
Prometheus
im Kaukasus
2014 in Nazran / Inguschetien
Prometheus Programm 8.4. russisch.pdf
PDF-Dokument [1.4 MB]
Prometheus im Kaukasus
Murat Sampiev in der Titelrolle
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Prometheus erster Monolog
im Vorspiel:
Prometheus
von Johann Wolfgang von Goethe
(Späte Fassung)
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Gluth
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts Aermeres
Unter der Sonn', als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät,
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Thoren.
Da ich ein Kind war,
Nicht wußte wo aus noch ein,
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär'
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz, wie mein's,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir
Wider der Titanen Uebermuth?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverey?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Thränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blüthenträume reiften?
Hier sitz' ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sey,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!
Textfassung und Regie: Peter Krüger
Mein umfangreiches
Buch - Projekt hat unter
vielem anderen auch
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die Theater - und Filmarbeiten
in Inguschetien und
Tschetschenien zum Inhalt.
2012 - Im Gespräch
mit dem inguschetischen
Präsidenten Junus-Bek Evkurov
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30. Juni 2019
Inguschetien ist nach Protesten
innerlich zerrissen
Proteste gegen einen Landtausch mit dem benachbarten Tschetschenien haben den langjährigen Chef der russischen Teilrepu-
blik Inguschetien im Nordkaukasus zermürbt.
Nun hat ihn Präsident Putin durch einen
vorläufigen Nachfolger ersetzt.
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Donnerstag, 25. Juli 2019
Von Theaterfreunden aus Nazran erfuhr
ich gestern, dass Junus Bek-Jewkurow
zum stellvertretenden Verteidigungsminister
Russlands ernannt wurde.
Der neue Präsident
Machmud-Ali Kalimatow
ist ein ehemaliger
Staatsanwalt.
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Im neu gestalteten Kulturhaus
war unsere Prometheus-Premiere.
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PROMETHEUS IM KAUKASUS
In der Choreografie
RUSLAN GADABORCHEVS,
war das Nationale Tanzensemble
Inguschetiens unser
Arbeitspartner für die
schwierigen Tänze nach
der Musik von Carl Orff.
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Im neu renovierten
Kulturhaus von Nazran
war am 27. März 2014,
dem Welttag des Theaters,
unsere Premiere.
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Mehr erfahren Sie auf den Seiten:
KAUKASUSARCHIVE 1 bis 3
links oben
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Es folgen meine
Theaterfahrten
2004 - 2017
unter anderem
nach Nazran, Grozny, Antwerpen,
Malgobek, Wladikawkas
Belarus und Moskau...
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Über Theaterarbeit im Nordkaukasus.docx
Microsoft Word-Dokument [27.2 KB]
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UNTERWEGS
mit Peter Krüger
(Fotoreihe von oben)
2004 - März bis Mai in Nazran/Inguschetien
Proben und Premiere meiner Inszenierung
von Bertolt Brechts Legemde aus dem
Dreissigjährigen Krieg:
"Mutter Courage und ihre Kinder"
im National -Theater "I.Basorkin".
Es spielten tschetschenische und
inguschetische Akteure.
2012 - Antwerpen / Belgien
Gastspiel des inguschetischen
THEATER STUDIOS BART
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Treffen mit dem inguschetischen Ptäsidenten
JUNUS BEK - JEVKUROV (rechts)
und der Kulturministerin
MARET GADZDIEVA.
MADINA CHADZIEVA übersetzte.
2014 - Grozny / Tschetschenien
1. Foto
2001 Das im Krieg zerstörte Theater.
2. Foto
2014 Das wieder aufgenaute Theater.
2014 - Mit MADINA CHADZIEVA
vor dem Bulgakow-Haus
im nordossetischen Wladikawkas.
2015 - In Malgobek in Inguschetien.
Bis hierher war die deutsche Wehrmacht
1942 für acht Monate vorgedrungen.
Es ging um die inguschetischen Erdölvorräte.
Den deutschen Besatzern gelang
es nicht, die verminten Erdöl-
quellen zu öffnen.
Unser Besuch diente der Vorbe-
reitung meiner Inszenierung von
Bertolt Brechts:
"Der aufhaltsame Aufstieg
des Arturo Ui"
2015 - In Swinoujscie / Polen
Gastspiel des "Theaters Voskresinnia"
aus Lviv / Lemberg :
DER KIRSCHGARTEN
von Anton Tschechow-
2015 - Theaterfestival in Brest / Belarus
Vor der Freiheitssäule in Brest.
2016 - Fomenko - Theater in Moskau
Hier und im Zentralen Moskauer
Schauspielerclub hielt ich im Januar 2016
zwei jeweils vierstündige Lektionen
über die Theaterarbeit Brechts.
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Auf dem Foto eins Szene aus Bertolt Brechts
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER:
ROSA SCHMUKLER - Yvette,
AMBARZUM KABANJAN - Feldkoch.
2017 - BART - THEATERSTUDIO
Probenarbeit für Michail Bulgakows
HUNDEHERZ
in Nazran / Inguschetien.
Mit Akteuren des inguschetischen
Dramatischen Theaters
Wir erarbeiteten eine TV-Fassung.
Beteigt waren u.a.
Wacha Chadziev,
Rimma Kurskieva,
Zareta Gandaloeva,
Zulfija Kukurchoeva,
2020 - BART - Theaterstudie
in Nazran - Inguschetien.
Vorbereitung meiner Inszenierung:
DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS
von Bertolt Brecht
2020 / 21 - BART - Theaterstudio
in Nazran-Inguschetien
Vorbereitung meiner Inszenierung:
EIN HELD UNSERER ZEIT
von Michail Lermontow
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DAHEIM
2017 - November: Jacqueline Jacob
und ich lasen in Berlin-Moabit
aus meiner Theaterfassung
nach Michail Bulgakows Roman
DER MEISTER UND MARGARITA
2018 - 23. Februar erneut in Moabit mit
DER MEISTER UND MARGARITA
(Vorletztes Foto)
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2018 - 9. April BUCHBASAR EINS
in Berlin - Moabit.
AUS DER WELT BERTOLT BRECHTS
Mutter Courage und ihre Kinder
Lesung und Film
Jacqueline Jacob und ich waren
wieder unterwegs.
(Letztes Foto)
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P.S.
Fünf Anzeigen zu meiner
Theaterarbeit
aus längst vergangenen Jahren.
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Der folgende Titel zeigt:
Christoph Dieckmann
VOLK BLEIBT VOLK
Christoph Links Verlag 2001
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"Guben - Die unsichtbare Stadt"
ist die Kapitelüberschrift
Auf den Seiten 142 bis 150
erzählt Christoph Dieckmann
über unser DIBBUK-ENSEMBLE.
Das Kapitel erschien auch
in der ZEIT und weiter unten
können Sie es lesen.
Der dibbuk von Kerstin Decker.pdf
PDF-Dokument [84.9 KB]
Auf dem Foto: Shimon AN-SKI
Vor einundzwanzig Jahren
inszenierte ich mit polnischen
und deutsche Akteuren
Shimon An-Skis
dramatische jüdischen Legende
DER DIBBUK.
MICHAIL LERMONNTOW (1814-1841)
BETRACHTUNG
Ich seh uns, Mitgeborene, mit düstern Blicken!
Leer oder dunkel ist die Zukunft; die Gewalt
Von Zweifel und Erkenntnis will uns niederdrücken:
Wir werden nutzlos und untätig alt.
Der Väter Fehler und ihr später Geist
Vergiften jeden, eh die Wiege er verläßt;
Das Leben quält uns: Weg, der uns kein Ziel verheißt,
Wie ein Gelag auf einem fremden Fest.
Zum Guten und zum Bösen jeder Regung bar,
Am Anfang unsres Werks zum Welken schon gebracht
Kampflos; kleinmütig, schmachbedeckt vor der Gefahr
Und als verachtungswürdge Sklaven vor der Macht.
So hängt die dürre Frucht, zur Unzeit reif,
Vom Auge unbegehrt, verschmäht vom Munde,
Als Fremdling unter Blüten so verwaist;
Und ihrer Schönheit Tag ist ihres Fallens Stunde...
Deutsch: RAINER MARIA RILKE
____________________
Michail Lermontow wurde am 27. Juli 1841
in einem Duell bei Pjatigorsk getötet.
Für das THEATERSTUDIO BART in Inguschetien
erarbeite ich eine Textfassung des Romans:
EIN HELD UNSERER ZEIT
von Michail Lermontow
für meine Inszenierung 2021.
Das Bild ist von Wieslaw Walkuski
Erfolgreiche
Veranstaltungen waren am:
Montag, 18. November 2019
„Haus der Demokratie und
Menschrechte“ in Berlin
Montag, 17. Februar 2020
in der Stasi-Zentrale.
Campus für Demokratie
"Haus 7" (Stasi-Unterlagen-Archiv), Raum 030
Ruschestraße 103
10365 Berlin
„DAMALS WAR ALLES
SOOO SCHÖN.!".
Es lasen: Jacqueline Jacob,
Mathis Schrader & Peter Krüger.
Friedrich Hölderlin:
HYPERION – FRAGMENTE (Film - 1990)
Es spielten: Cornelia Heyse, Axel Poike,
Mathis Schrader
Regie: Peter Krüger
„Damals war alles sooo schön“
Ein Film des DDR – FERNSEHENS 1990
über STASI - Immobilien
Redaktion KLARTEXT
Autor: Peter Krüger
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OLEG SENZOW
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22. Februar 2020
DEUTSCHE WELLE
NUMBERS
Vom Gefängnis zur Berlinale
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Film - Premiere im Berliner
MAXIM – GORKI - THEATER
Deutsche Welle
21. Februar 2019
Der DW-Bericht
steht weiter unten.
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Während der BERLINALE 2020
wurde NUMBERS am 25. Februar
um 15:00 Uhr
im KINO CUBIX 6
am Alexanderplatz gezeigt.
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25. Dezember 2019
Oleg Senzow:
Operation
Entmenschlichung
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Noch nie gab es in russischen Gefängnis-
sen so wenige Insassen: Etwas mehr als
eine halbe Million Menschen verbüßen
derzeit ihre Haftstrafe.
Vor 20 Jahren waren es etwa doppelt
so viele, nach den USA war Russland
das Land mit den meisten Gefangenen
pro 100.000 Einwohner.
Was sich in den letzten 20 Jahren aller-
dings nur wenig verändert hat, sind die Haftbedingungen. Heute gibt der rus-
sische Staat täglich nur etwas mehr als umgerechnet zwei Euro pro Gefange-
nen aus. Ein Haftplatz in Deutschland
kostet rund das 60-fache.
Abgesehen von oft katastrophalen Haft-bedingungen müssen sich die Gefange-
nen in Russland auch besonderen Knast-Gesetzmäßigkeiten unterwerfen:
Erniedrigungen und Folter seitens
der Justizmitarbeiter oder Mitin-sassen gehören dort faktisch
zur Tagesordnung...
Oleg Senzow
NOWAJA GAZETA
25. Dezember 2019
____________________
08. Oktober 2019
Oleg Senzow sagt vor
UN-Beobachtermission aus
Der ehemalige Häftling des Kremls Oleh Senzow hat
vor der Beobachtermission der UNO für Menschen-
rechte in der Ukraine ausgesagt.
Wie die Mission auf Facebook mitteilte, habe
Senzow über seine Inhaftierung auf der Krim
und in Russland erzählt. Für die Mission sei
ein persönliches Treffen mit dem Filmregis-
seur sehr wichtig gewesen, um Menschen-
rechtsverletzungen in seinem Fall zu
dokumentieren.
Die Information von Senzow werde für eine
Analyse der Situation mit Menschenrechten
auf der Krim, für öffentliche Berichte benutzt
und um Verantwortliche zur Rechen-
schaft zu ziehen.
Die UN-Beobachtermission will mit allen Häft-
lingen, die am 7. September freigelassen
wurden, sprechen.
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Montag, 13.Mai 2019 - 19:00 Uhr,
Robert-Havemann-Saal
im Berliner HAUS DER DEMOKRATIE
Leben
Erzählungen des
in russischer Haft sitzenden
ukrainischen Regisseurs Oleg Senzow
Lesung & Film
© VERLAG VOLAND & QUIST GmbH /
FILMVERLEIH RISE AND SHINE
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Es lasen: Olga Dobrodzei, Jacqueline Jacob,
Konstantin Levit, Peter Krüger.
Danach zeigen wir den Film THE TRIAL von Askold Kurov. Über Oleg Senzows Prozess in Rostow am Don.
Textfassung und Leitung: Peter Krüger
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Im September 2019
wurde Oleg Senzow
aus der Lagerhaft entlassen.
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Am 13. Mai 2019
solidarisierten wir uns im
Berliner "Haus der Demokratie
und Menschenrechte" in einer
Abendveranstaltung
mit Oleg Senzow.
Lesen Sie hier die
Vorankündigung.
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MEMORIAL IN NAZRAN
Über die Deportation
des inguschetischen und
tschetschenischen Volkes
im Februar 1944
unter der Herrschaft Stalins.
Am 23. Februar 2014, 70 Jahre
nach der Deportation,
stellten wir in Nazran eine
Lesung von Dokumenten
und Interviews mit inguschetischen
Überlebenden vor. Die Textauswahl
und Darstellung war von mir.
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Im November 1933 schrieb
der russische Dichter
Ossip Mandelstam
ein Gedicht über Josef Stalin,
das diesem nicht gefallen konnte:
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Мы живем, под собою
не чуя страны
Wir Lebenden spüren den Boden nicht
mehr,
Wir reden, dass uns auf zehn Schritt
keiner hört,
Doch wo wir noch Sprechen vernehmen,
–
Betrifft's den Gebirgler im Kreml.
Seine Finger sind dick und, wie
Würmer, so
fett,
Und Zentnergewichte
wiegt's Wort, das er fällt,
Sein Schnauzbart lacht Fühler
von Schaben,
Der Stiefelschaft glänzt so erhaben.
Schmalnackige Führerbrut
geht bei ihm
um,
Mit dienstbaren Halbmenschen
spielt er herum,
Die pfeifen, miaun oder
jammern.
Er allein schlägt den Takt mit dem Hammer.
Befehle zertrampeln mit
Hufeisenschlag:
In den Leib, in die Stirn,
in die Augen, – ins Grab.
Wie Himbeeren schmeckt ihm das Töten
–
Und breit schwillt die Brust des Osseten.
(Deutsch: Kurt
Lhotzky)
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Jewgeni Jewtuschenko
STALINS ERBEN
(Erschienen 1962 in der PRAWDA)
„… Und Stalin/ erteilt wieder irgend jemandem seine Befehle./ wohin führt
die Leitung/ aus jenem Grab noch?/ Nein, Stalin ist nicht gestorben./ Den Tod hält er
für korrigierbar./ Wir haben ihn aus dem Mausoleum entfernt,/ Manche seiner Erben beschneiden nach ihrem Rücktritt Rosen,/ aber insgeheim glauben sie,/ daß der Abschied nur vorübergehend ist./ Manche beschimpfen Stalin sogar von der Tribüne herab,/ aber sie selbst trauern nachts den alten Zeiten nach./ Kein Zufall, daß die Er-
ben Stalins heute Herzinfarkte erleiden./ Ihnen, den Stützen von damals,/ gefallen
die Zeiten nicht,/ in denen die Lager leer sind,/ und statt dessen die Säle, wo man Gedichte hört,/ überfüllt sind./ Meine Hei-
mat hat mir befohlen, mich nicht ruhig-zustellen./ Möge man mir auch sagen,/ „Beruhige Dich!“,/ruhig kann ich nicht
sein./ Solange Stalins Erben/ noch auf
der Erde sind,/ scheint es mir,/ als sei
Stalin noch im Mausoleum geblieben.
Jewgeni Jewtuschenko
STICHOTVORENIJA, Moskau 2006.
Deutch von Jörg Baberowski
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Seit 1997 arbeite ich in den kleinen
nordkaukasischen Ländern u.v.a.
für das Dramatische Theater in
Nazran, Inguschetien.
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Solidarität für den Kollegen
KIRILL SEREBRENNIKOW
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Donnerstag, 9. Juli 2020
Kirill Serebrennikow
dreht einen neuen Film
Der russische Starregisseur Kirill Serebrennikow bringt
nach einem jahrelangen Prozess wegen angeblichen
Betrugs im kommenden Jahr einen neuen Film heraus.
Er heißt „Die Petrows mit Grippe“. In der Hauptrolle
wird die bekannte russische Schauspielerin Tschulpan Chamatowa zu sehen sein, die auch in „Good Bye,
Lenin“ mitgespielt hat. Wie Sony Pictures in Moskau
mitteilte, soll der Film im kommenden Jahr in die
Kinos kommen. Zur ersten Produktion Serebrenni-
kows seit seiner umstrittenen Verurteilung veröffent-
lichte das Unternehmen einen Trailer.
Auch das ZDF ist an der Produktion beteiligt.
In dem Film nach einem Roman von Alexej Salnikow
geht es um eine Familie in der russischen Großstadt Jekaterinburg, die an der Grippe erkrankt und
daraufhin zu halluzinieren beginnt.
Deutschlandfunk Kultur
09. Juli 2020
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"Ich bereue nichts.
Ihr tut mir leid."
Aus der Rede Serebrennikows
vor dem Moskauer Gericht.
TAZ - 28. Juni 2020
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27. Juni 2020
Russland
Kirill Serebrennikow
wurde zu drei Jahren Haft
mit Bewährung und
800.000 Rubeln Strafgeld
veurteilt.
Deutsche Welle
27. Juni 2020
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25. Februar 2020
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
Kirill Serebrennikow:
Der russische Rebell bleibt unbeugsam
und stellt sich noch immer
gegen die Macht.
Tom Mustrogh
Neue Zürcher Zeitung
25. Februar 2020
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12. September 2019
PREMIERE
HENKER
von Martin McDonagh
GOGOL CENTER in Moskau
Regie und Fassung:
Kirill Serebrennikow
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Die Stücke von Martin McDonagh, schwankend
zwischen ländlich-irischer Trostlosigkeit von
»Leenane« bis »Inishmoor« und böser Komödie
voll absurder Situationen und Dialoge, haben
schon seit den frühen 90ern ein breites
Publikum begeistert.
Dann bewies McDonagh mit
»Der Kissenmann«
2003 fulminant, dass er als Dramatiker
nicht nurder Chronist irischer Schrulligkeiten ist, zog sichaber für geraume Zeit vom
Theater zurück.
Sein Kurzfilm »Six Shooter« wie
auch sein erster Spielfilm »Brügge
sehen und sterben« brachten
ihm 2006 und 2008 Oscar-
Nominierungen ein.
Bei beiden Projekten war er für Regie
und Drehbuch verantwortlich. Sein erstes Stück nach über zehn-jähriger Bühnenabstinenz wurde in England im
vergangenen Jahr daher mit größter
Spannungerwartet: »Hangmen« ist wieder »typischMcDonagh, denn Humor und
Gewaltliegen nahe beieinander.
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Die böse Hommage an einen selten im
Fokus stehenden Berufsstand definiert mit ironisch-leichter Hand denBegriff der »Swinging 60s« neu: 1965, am Tag der Abschaffung der Todesstrafe mischt
sich im Pubvon Harry, dem zweitbe-
rühmtesten Henker Englands, unter
die ortsüblichen Trinker nicht nur
ein neugieriger Reporter, der Fragen
nach Pier-repoint, dem Henker
Nummer eins, stellt.
Plötzlich taucht - wie in einem
klassischen Western-Setting - auch
ein seltsamer Unbekannter in der
Runde auf, der alle in Unruhe versetzt.
Als dann noch Harrys Tochter
verschwindet, scheint
die Vergangenheit den Henker
endgültig einzuholen.
McDonagh kreiert einen ausbalancierten
Plot, dergenaue Figurenzeichnung und erzählerische Vervemit grundlegenden
Fragen über Staatsgewalt und
Schuld paart, ohne je ins Banale oder
Morali-sierende zu kippen.
In Kirill Serebrennikows Fassung
spielt das Stückin einem Moskauer Aussenbezirk.
Die Namen der Spieler wurden
„russifiziert“ u.v.a.
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Meine Solidarität mit den
befreundeten Kollegen des
Akademischen Dramatischen
Theaters im bedrängten
ukrainischen Mariupol
am Asowschen Meer.
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In der Nacht vom
01.zum 02.November 1975 wurde
Pier Paolo Pasolini
in Ostia bei Rom ermordet
Auf einem Fussballplatz in Ostia.
An dieser Stelle wurde
am 2. November 1975
der ermordete Pier Paolo
Pasolini gefunden.
Pasolinis Grab
in Casarsa
Andrzej Wajdas
Tätigkeit als Film- und
Theaterregisseur erstreckte sich über
fast sechs Jahrzehnte.
Hier erfahren Sie mehr über seine
wichtigsten Filme
DANTON (F / Polen / BRD 1982) Als nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981 Wajdas Arbeitsbedingungen eingeschränkt wurden, verlagerte er seinen Wirkungsort zeitweise nach Frankreich, um hier ein polnisches Theaterstück über die Endphase der Französischen Revolution zu verfilmen. Mit Parallelen zum polnischen Kriegsrecht entwirft Wajda das Bild einer brutalen Terrorherrschaft durch das Revolutionstribunal von Robespierre (Wojciech Pszoniak), dem Danton (Gérard Depardieu) und die Ideale der Revolution zum Opfer fallen.
POKOLENIE (Eine Generation, 1954) Wajdas neorealistisch anmutendes Debüt und erster Teil der Warschauer Trilogie kreist um den jungen Stach, der sich einer polnischen Widerstandsgruppe anschließt. Während des Warschauer Aufstands 1944 versuchen Stach und die Gruppe, Aufständische aus den unterirdischen Kanälen zu retten. Ohne jegliches Pathos formuliert der Film die Frage nach politischer und persönlicher Verantwortung – ein früher Tauwetterfilm.
KANAL (1956) Fernab der offiziellen, stalinistischen Geschichtsinterpretation und -darstellung zeichnet Wajda die Niederlage einer polnischen Widerstandgruppe in den letzten Tagen des Warschauer Aufstandes. Als ihre Position in der Vorstadt nicht mehr zu halten ist, steigen auch sie in die weitverzweigte Warschauer Kanalisation ab. Ein Irrweg durch expressionistisch ausgeleuchtete Kanalgänge beginnt, die Ausmaße des Danteschen Infernos annehmen.
POPIÓŁ I DIAMENT (Asche und Diamant, 1958) Wajda und der polnische Film finden mit ASCHE UND DIAMANT endgültig internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Die Geschichte eines Bruderkriegs spielt sich innerhalb weniger Stunden am 8. Mai 1945 ab. Maciek, ein national gesinnter ehemaliger Untergrundkämpfer (Zbigniew Cybulski) bereitet ein Attentat auf einen führenden Kommunisten vor. Zur gleichen Zeit wird die Siegesfeier vorbereitet. Kriegsprofiteure und Karrieristen beschließen das Fest mit einer Polonaise, während Maciek den Bezirks-Sekretär erschießt und dann selbst erschossen wird. Vorfilm: PAPARAZZI (Piotr Bernaś, 2011, 5.12., zu Gast: Piotr Bernaś).
POPIOŁY (Legionäre, 1965) Der Verlust der staatlichen Souveränität und die Aufteilung Polens zwischen Preußen, Russland und Österreich Ende des 18. Jahrhunderts ist eines der kollektiven polnischen Traumata. Vor diesem Hintergrund und basierend auf einem Roman von Stefan Zeromski, der den Glauben an ein zukünftiges Polen formuliert, entwirft Wajda ein monumentales Fresko um eine Gruppe von polnischen Adligen, die in Napoleon den Befreier Polens sehen, deren Hoffnungen jedoch enttäuscht werden.
KRAJOBRAZ PO BITWIE (Landschaft nach der Schlacht, 1970) Der Krieg ist vorüber, ein KZ wird befreit, die ehemaligen Häftlinge werden in ein DP-Camp umquartiert. Doch das Erlebte legt sich wie ein Schatten über ihre Gegenwart und Zukunft, Kampf, Gewalt und Rache bestimmen auch im neuen Lager ihr Leben. Dennoch entwickelt sich eine vorsichtige Beziehung zwischen einer Jüdin und dem Intellektuellen Tadeusz (Daniel Olbrychski). Als sie unabsichtlich erschossen wird, flüchtet er sich in Zynismus und verlässt das Camp. Eine stark ästhetisierte, ausgewaschen anmutende Anfangssequenz verbildlicht das Grundmotiv des Films: den Verlust der menschlichen Identität in der Unmenschlichkeit der Lebensbedingungen im KZ.
SAMSON (1961) Die alttestamentarische Legende von Samson, der sich gegen seine Unterdrücker auflehnt und mit ihnen stirbt, dient als titelgebender Referenzpunkt für die Geschichte des jüdischen Studenten Jacub Gold in Polen vor und während des Zweiten Weltkriegs. Aus dem Gefängnis entlassen, folgt er seiner Mutter ins Ghetto, kann von dort fliehen, findet Unterschlupf und Anschluss an eine Widerstandgruppe in einer illegalen Druckerei, bis diese von deutschen Soldaten gestürmt wird. Ausgehend von Jacubs allmählicher Wandlung mündet der Film in ein Nachdenken über das Verhältnis von Individuum und Geschichte.
BEZ ZNIECZULENIA (Ohne Betäubung, 1978) Im Mittelpunkt dieser Zustandsbeschreibung Polens Ende der 70er Jahre steht der erfolgreiche Journalist Jerzy, der über die Anforderungen seines Berufs die politischen wie auch die privaten Zeichen der Zeit aus den Augen verliert. Seine Unfähigkeit sich anzupassen führt mit beklemmender Zwangsläufigkeit zur persönlichen und beruflichen Niederlage. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Diktat falscher Ideale, dem Konformismus und der Mittelmäßigkeit.
POLOWANIE NA MUCHY (Fliegenjagd, 1969) Diese groteske Karikatur des polnischen Kulturbetriebs ist eine von Wajdas zwei Satiren. Ein gescheiterter Student wird zum Opfer des übersteigerten Ehrgeizes seiner Geliebten, seiner Schwiegereltern und seiner Ehefrau, die einen anerkannten Übersetzer aus ihm machen und ihn in die "Kultur-Schickeria" einführen wollen. Eine Erkundung der Condition Humaine im Mantel der Gesellschaftskomödie. Vorfilm: PRZEKŁADANIEC (Rollkuchen, Polen 1968, 10.12.) Die kurze Science-Fiction-Komödie von überraschender Aktualität basiert auf einer Erzählung von Stanislaw Lem: Einem Rennfahrer werden nach Unfällen diverse Organe transplantiert, was bei ihm zu einer umfassenden Identitätsverwirrung führt. Ein Bild der Welt Warschauer Intellektueller – voller Gags, Cartoons und Karikaturen.
CZŁOWIEK Z ŻELAZA (Der Mann aus Eisen, 1981) In der Fortsetzung von MANN AUS MARMOR schildert Wajda den politischen Umschwung Anfang der 80er Jahre aus dem Blickwinkel eines opportunistischen Reporters, der die Biografie eines der Streikführer recherchiert. "Unsere Idee war es, die Ereignisse des August 1980 aus dem Blickwinkel des August 1980 zu erzählen." (A. W.) Die Unmittelbarkeit in der Darstellung der Streikwelle des "Polnischen Augusts" findet in der nervösen Intensität der Bilder, der fragmentarischen Narration, dem Zusammenfügen unterschiedlicher Bildebenen ihren überzeugenden formalen Ausdruck.
WESELE (Die Hochzeit, 1973) Werkgetreue Adaption des berühmten Dramas von Stanisław Wyspiański über die verlorene Identität und den Mythos Polens. Auf zwei Ebenen entfaltet sich das um die Jahrhundertwende angesiedelte Geschehen: Der schwelgerischen Hochzeit eines Dichters und einer Bauerntochter wird eine surreale Phantasmagorie in Form einer Zwiesprache der Hochzeitsgäste mit Gestalten der polnischen Geschichte zur Seite gestellt. Es entfaltet sich ein mythischer Reigen, ein entfesselter Rausch.
PANNY Z WILKA (Die Mädchen von Wilko, 1979) Als Wiktor Ruben (Daniel Olbrychski) nach 15 Jahren wieder in das ländliche Wilko zurückkehrt, beginnt für ihn und die Schwestern eines benachbarten Gutes eine Reise in die Erinnerung an eine längst vergangene Zeit: einen gemeinsam verbrachten unbeschwerten Sommer. Im Blick zurück verschmelzen die Zeitläufe, spitzen sich Träume und Hoffnungen noch einmal zu. Eine elegisch-melancholische Reflexion über eine verlorene Generation.
BRZEZINA (Birkenhain, 1970) Ein so stilles wie stimmungsvolles Kammerspiel um zwei ungleiche Brüder: den zurückgezogenen Witwer Bolesław, der mit seiner Tochter auf dem Land lebt, und den lebenslustigen, aber todkranken Stanislaw, der aus der Schweiz in die Heimat zurückkehrt, um hier zu sterben.
ZIEMIA OBIECANA (Gelobtes Land) Monumentales Gesellschaftspanorama der Textilmetropole łodz Ende des 19. Jahrhunderts, eines Brennpunkts der sich rasant entwickelnden Industriellen Revolution. Drei Glücksritter wollen am ökonomischen Aufbruch teilhaben und gründen eine Fabrik. Zunehmend skrupellos verfolgen sie ihr Ziel: Geld, Macht und Besitz. Basierend auf dem Roman des Nobelpreisträgers W. S. Reymont führt Wajda eine Vielzahl von unterschiedlichen Figuren in einem brodelnden, erbarmungslosen Hexenkessel zusammen und zeigt eine Gesellschaft am moralischen Abgrund.
CZŁOWIEK Z MARMURU (Der Mann aus Marmor, 1977) Eine Meditation über Entdecken und Verdrängen und das Potential des Films zur ideologischen Manipulation. Wajda setzt die unmittelbare Gegenwart der 70er Jahre mit den Jahren des sozialistischen Aufbaus in Verbindung, verschachtelt die Zeitebenen mittels Rückblenden und Archivmaterial. Wie ein Mosaik setzt die junge Regisseurin Agnieszka (Krystyna Janda) unterschiedliches Material zusammen, um das Leben eines einstigen "Helden der Arbeit" zu rekonstruieren, der nach einem Unfall abgeschoben wird. Die Verdrängung des einst gefeierten Helden in den 50er Jahren findet in der Abwehrhaltung des Fernsehredakteurs, den Agnieszka mit ihren Entdeckungen konfrontiert, 20 Jahre später ihre Entsprechung.
WSZYSTKO NA SPRZEDAŻ (Alles zu verkaufen, 1969) "Ein Film über das Unvermögen, einen Menschen ohne seine Anwesenheit zu fassen." (A. W.) Wajdas sehr persönliche Hommage an den emblematischen Schauspieler Zbigniew Cybulski, den polnischen James Dean, wird zum Dokument seiner Trauerarbeit aber auch einer Selbstbefragung und persönlichen Bestandsaufnahme. In diesem Film-im-Film werden die Dreharbeiten von der Nachricht des Todes des Hauptdarstellers jäh unterbrochen. Unsicher, wie er mit dem Verlust umgehen soll, gerät der Regisseur in eine tiefe persönliche und kreative Krise.
TATARAK (Der Kalmus, 2009) Eine andere filmische Form der Auseinandersetzung mit dem Verlust eines Menschen, in diesem Fall des Kameramanns Edward Kłosiński, finden Krystyna Janda, Kameramann Pawel Edelman und Wajda in DER KALMUS. Fließend gehen die drei Ebenen des Films ineinander über: reduzierte Sequenzen, in denen Janda sich an die letzten Tage mit ihrem Mann erinnert, Set-Aufnahmen der Dreharbeiten und die eigentliche Spielfilmhandlung über die brüchige Idylle des letzten Sommers einer sterbenskranken Frau. Variationen des Umgangs mit Vergänglichkeit, Tod und Trauer. Vorfilm: TRÓJKA DO WZIĘCIA (Three for the Taking, Bartosz Konopka, 2007, 18.12.)
KORCZAK (Andrzej Wajda, Polen / BRD 1990) Eine Verschränkung von zeitgenössischen Wochenschauen und zurückgenommenen Schwarzweißaufnahmen bildet den Hintergrund der Geschichte des polnisch-jüdischen Kinderarztes und Pädagogen Korczak, der im Warschauer Ghetto ein Waisenhaus leitet und trotz aller Widrigkeiten den Geist von Menschlichkeit und Toleranz aufrechtzuhalten versucht. 1942 soll das Heim aufgelöst, die 200 Kinder sollen deportiert werden. Korczak begleitet sie in den Tod. Offene Waggons und Kinder, die sich im Herbstnebel verlieren, sind die letzten Bilder des Films. "Der Absprung vom Zug der Geschichte evoziert das Schlimmste, das in Nacht und Nebel sich verbarg." (Karsten Witte)
LAS KATYŃSKI (Der Wald von Katyn, Marcel Łoziński, Andrzej Wajda, Polen 1990) Früher Fernsehdokumentarfilm über das Massaker von Katyn, das sich auf Archivbilder, Zeugenaussagen und die Erinnerung der Beteiligten stützt.
KATYŃ (Das Massaker von Katyn, 2007) Die von Stalin verordnete Ermordung von 22.000 polnischen Offizieren, Polizisten und Intellektuellen – darunter Andrzej Wajdas Vater – im Wald von Katyn im Frühjahr 1940 gehört zu den großen Traumata der jüngeren polnischen Geschichte. Die Sowjets lasteten das Massaker jahrzehntelang der deutschen Wehrmacht an, bis Jelzin 1992 die Archive öffnete. In seinem Spielfilm nähert sich Wajda dem lange tabuisierten Geschehen mit Bedacht: Während und nach dem Krieg machen sich verschiedene Hinterbliebene auf die Suche nach Vätern, Söhnen, Brüdern und der Wahrheit, die zwischen vermeintlich übergeordneten Interessen zerrieben wird.
NASTASJA (Polen / Japan 1994) Wajdas filmische Bearbeitung des letzten Kapitels von Dostojewskis Der Idiot geht auf das Zusammentreffen mit dem japanischen Kabuki-Theaterstar Tamasaburo Bando zurück, der für seine Darstellung weiblicher Rollen berühmt ist. In NASTASJA verkörpert er zunächst Fürst Myschkin, der gemeinsam mit Rogoshin Wache am Totenbett der geliebten Nastassja hält. Im Verlauf der Totenwache verliert sich Myschkin in der Erinnerung an die Verstorbene und nimmt die Gestalt der titelgebenden Protagonistin an.
ZEMSTA (Rache, 2002) Zwei verfeindete Nachbarn müssen erkennen, dass ihre Kinder heiraten wollen. Als unbeabsichtigtes Gegenstück zu Mickiewicz' PAN TADEUSZ gibt die Gesellschaftskomödie des polnischen Bühnenautors und Dichters Fredro aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen wesentlich weniger heroischen, aber umso humorvolleren Eindruck des polnischen Landadels, dargestellt von Roman Polański, Janusz Gajos und Daniel Olbrychski.
PAN TADEUSZ (1998, 23.12.) "Unverfilmbar!" hieß es lange Zeit in Bezug auf das identitätsstiftende polnische Nationalepos in Versform von Adam Mickiewicz. Wajda behält den polnischen Alexandriner des nationalen Heiligtums bei, findet schwelgerisch opulente Bilder und große Schauspieler (Bogusław Linda, Daniel Olbrychski, Grażyna Szapołowska). Die Handlung – eine Familienfehde wird angesichts der Bedrohung durch russische Truppen beigelegt – spielt an wenigen Tagen Anfang des 19. Jahrhunderts und kulminiert wie so oft bei Wajda in der Polonaise, im symbolhaften Reigen, in dem Zeitläufe, Mythen und Legenden zu verschmelzen scheinen.
"Die Welt muss innehalten -
und damit beginnen,
sich nicht über Ausrottungskoalitionen
zu verständigen,sondern über
den eigenen Fortbestand.
Früher oder später wird der Wettlauf
des Wahnsinns,dessen Augenzeugen
wir heute sind, natürlich dazu führen.
Fragt sich nur,um den Preis welcher Opfer"
Anna Politkowskaja -18.März 2004